Hochneukirchen (Hochneukirchen-Gschaidt)


Gemeinde Hochneukirchen-Gschaidt

Ortsgeschichte

Die beiden seit 1970 zu einer Marktgemeinde vereinten Gemeinden Hochneukirchen und Gschaidt liegen im südlichsten Teil Niederösterreichs, im Dreiländerdreieck Niederösterreich, Steiermark und Burgenland. Dem trägt auch das am 15. Oktober 1995 feierlich verliehene Marktwappen Rechnung, das den „Dreiländerstein“ im Schild zeigt.

Auf der Züggenhöhe fand man steinzeitliche Steinhämmer, bei Harmannsdorf eine Lappenaxt und Bronzenadel aus der Bronzezeit. Das deutet auf eine alte Besiedelung des Gebietes hin. Zudem befinden sich in Offenegg, Züggen und Züggenhöhe einige Hügelgräber aus keltisch-römischer Zeit. In Kirchschlagl wurde ein Topf mit ca. 300 römischen Denaren aus den Jahren 198-250 n. Chr. gefunden. Im Pfarrhof von Hochneukirchen entdeckte man weiters fünf römische Grabstelen mit Inschriften aus den Jahren 100 bis 130 n. Chr. (Abbildungen siehe: http://lupa.at/queries/938476646). 

Hochneukirchen war der erste Ort, der nach der Rodung der Waldmark entstand. In einer in Bernstein am 27. Jänner 1295 ausgestellten Urkunde wird bereits Hochniuchkirche erwähnt. Der Ortsname deutet auf eine „neuerbaute Kirche, die auf einem hohen Berge liegt“ hin. Diese muss zu diesem Zeitpunkt also schon bestanden haben. Die dem hl. Bartholomäus geweihte Kirche liegt in Hanglage mitten im Ort. Am Dachboden, der von innen über eine Steintreppe erreichbar ist, ist die Ende des 15. Jahrhunderts ausgebaute Wehreinrichtung mit Schießscharten und Spähluken noch vollständig erhalten. Seinerzeit umrundete eine Wehrmauer mit Zinnen und Schießscharten die Kirche. Während der ersten Türkengefahr um 1500 erhielt die Kirche außerdem je einen Turm im Westen und im Osten; letzterer wurde 1726 durch einen Blitzschlag beschädigt und beim folgenden Umbau abgetragen. Im 14. Jahrhundert wurde Hochneukirchen von der Mutterpfarre Bromberg abgetrennt; bereits 1332 wurde sie in einer Urkunde des Stiftes Reichersberg als selbstständige Pfarre ausgewiesen.

Das Gebiet um Hochneukirchen war aufgrund der Grenznähe stets feindlichen Bedrohungen ausgesetzt; daher gab es zusätzlich „Turmhöfe“, kleine befestigte Bauernburgen mit Burgställen. Von den Türkenangriffen blieb die Gegend weitgehend verschont; die Einwohner mussten jedoch zum Bau bzw. zur Ausbesserung der Verteidigungsanlagen in Wiener Neustadt Männer abstellen. Um 1707 mussten sich die Hochneukirchner tagelang in der Kirche verschanzen, da die Kuruzzen in den Ort einfielen. Betroffen waren besonders die Einzelgehöfte des Grenzgebietes, deren Vieh und Gut verschleppt wurde. Häuser wurden in Brand gesetzt, Bauern misshandelt und getötet. Die Schäden dieser kriegerischen Handlungen waren beträchtlich, die Bevölkerung wurde durch Feinde und Hungersnot stark dezimiert. Bis zur Gründung der eigenständigen Gemeinden Hochneukirchen und Gschaidt im Jahr 1854 gehörte das Amt Hochneukirchen zur Herrschaft Krumbach und das Amt Gschaidt zur Herrschaft Ziegersberg.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde ein Gendarmerieposten zur Eindämmung des Schmugglerwesens eingerichtet. Freiwillige Feuerwehren wurden in Hochneukirchen und Gschaidt gegründet. Das Postamt werde 1895 eröffnet, die Telegrafenleitung 1909 in den Ort verlegt und 1922 für das Telefon umgebaut. Bereits 1882 wurde die erste Aussichtswarte auf dem Hutwisch errichtet. Der Hutwisch ist mit 896 m die höchste Erhebung der Buckligen Welt. Nach deren Verfall wurde sie 1930 als Kernstockwarte neu aufgebaut. Der heute bestehende Aussichtsturm wurde 1978 eröffnet.

Die Gemeinden Hochneukirchen und Gschaidt wurden 1970 zusammgelegt. Gschaidt, das früher auch March (= Grenze, Bezirk, Gebiet) hieß, scheint urkundlich erstmals 1316 auf. Der Name verweist auf seine Bedeutung als „an der Grenze, am Übergang, an der Wasserscheide“ liegende Ortschaft. Im Jahre 1468 wurde in Gschaidt die Kapelle St. Magdalena als Filialkirche der Pfarre Zöbern, gebaut. Als Anerkennung für die Leistungen auf dem Gebiet des Ausbaus der infrastrukturellen Einrichtungen erfolgten 1995 die Erhebung zur Marktgemeinde und die Verleihung des Marktwappens. Das Wappen zeigt in Blau auf grünem, silbern bordiertem Dreiberg einen Grenzstein mit silbernem Sockel und konischem rotem Aufsatz mit silbernen Flanken, davor ein aus dem Dreiberg wachsendes goldenes Rad mit fünf sichtbaren Speichen. Dreiberg und Rad sind Symbole aus dem Wappen der Grafen Palffy. Der Grenzstein steht für den „Dreiländerstein“. Die Gemeindefarben sind Blau-Gelb-Grün.

Heute umfasst die Marktgemeinde Hochneukirchen-Gschaidt die Ortschaften Burgerschlag, Grametschlag, Gschaidt, Harmannsdorf, Hattmannsdorf, Hochneukirchen, Kirchschlagl, Loipersdorf, Maltern, Offenegg, Ulrichsdorf und Züggen.